Gemeinsam gegen Brustkrebs und für Vorsorge: Unter diesem Motto hob Anfang des Monats das FlyPink Plane ab. In Deutschland erkrankt rund jede achte Frau an Brustkrebs, auch 1 % der Männer sind betroffen. Umso wichtiger sind Vorsorge und Früherkennung. Je früher eine Brustkrebserkrankung entdeckt wird, desto geringer sind möglicherweise die notwendigen Eingriffe und desto größer sind die Heilungschancen. Diese Botschaft in die Welt zu tragen, hat sich auch Brustkrebs Deutschland e.V. zum Ziel gemacht. Der Verein, an den die Erlöse der FlyPink Artikel gespendet werden, wurde von Renate Haidinger gegründet, nachdem bei ihr selbst Brustkrebs diagnostiziert wurde.
Frau Haidinger, wie kam es zur Gründung von Brustkrebs Deutschland e.V.?
Renate Haidinger: Bei meiner eigenen Brustkrebsdiagnose fehlten mir verlässliche, fundierte Informationen. Das Internet steckte Anfang der 2000er Jahre noch in den Kinderschuhen und daher lag es für mich als Medizinjournalistin nahe, ein Forum zu schaffen, wo wissenschaftlich fundierte und für Laien verständliche Informationen rund um das Thema Brustkrebs zu finden sind. Also gründete ich 2003 Brustkrebs Deutschland e.V.. Unter dem Motto „Prognose Leben“ helfen wir seitdem Betroffenen und Interessierten. Inzwischen steht uns auch ein hochkarätiger Beirat zur Seite, dem über 40 Spezialisten aus ganz Deutschland angehören.
Was sind die Hauptziele Ihrer Organisation?
Renate Haidinger: Unsere Hauptziele sind, Prävention und Früherkennung von Brustkrebs zu fördern und Tabus zu diesem Thema abzubauen. Wir möchten Ärzten, Betroffenen und ihren Familien so viele Informationen und so viel Unterstützung wie möglich vermitteln und unabhängige Forschung unterstützen. Diagnostik und Therapie haben in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Mit unserer Arbeit möchten wir Patienten und deren Angehörigen helfen, sich aktiv mit ihr auseinanderzusetzen und Entscheidungen für sich zu treffen.
Was genau ist denn eigentlich Brustkrebs?
Renate Haidinger: Bei Veränderungen im Erbgut von Zellen kann es vorkommen, dass sich Zellen eines Gewebes oder eines Organs unkontrolliert teilen. Der Begriff Tumor benennt eine durch Zellneubildung entstehende Wucherung. Es gibt gutartige (benigne) und bösartige (maligne) Tumore. Die bösartigen werden als Krebs bezeichnet. Sie sind bösartig, weil sie Zellen in andere Organe streuen können und so deren Funktion und die Gesundheit gefährden. Ein gutartiger Tumor kann nicht streuen, aber aufgrund seines Wachstums in einem Organ prinzipiell dessen Funktion auch gefährden.
Wie häufig kommt Brustkrebs in Deutschland vor?
Renate Haidinger: Jährlich gibt es circa 69.000 Neuerkrankungen. Die häufigste Form von Brustkrebs findet man in den Milchgängen, in denen circa 80 % der bösartigen Brusttumore entstehen. Am zweithäufigsten entsteht Brustkrebs ausgehend von den Drüsenläppchen.
Es gibt aber eben nicht die „eine“ Brustkrebserkrankung, sondern verschiedene Typen mit unterschiedlichen Tumoreigenschaften, die zu unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten führen.
Welche Risikofaktoren können dazu beitragen zu erkranken?
Renate Haidinger: Es gibt verschiedene Faktoren die eine Entstehung von Brustkrebs begünstigen oder beeinflussen können. Aber: Eine einzelne Ursache für eine Brustkrebserkrankung gibt es nicht. Manche dieser Faktoren, sind nicht beeinflussbar, wie ein sehr frühes Einsetzen der ersten Periode, sehr späte Wechseljahre, höheres Alter, eine familiäre oder genetische Belastung, häufige Gewebeveränderungen der Brust oder ein sehr dichter Drüsenkörper. Es gibt jedoch auch eine Reihe von Faktoren, die beeinflussbar sind und die das Risiko einer Erkrankung verringern, wenn auch nicht grundsätzlich ausschließen können. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, ein gesundes Körpergewicht, wenig oder gar kein Alkohol, regelmäßige Bewegung sowie der Verzicht auf Nikotin.
Welche Symptome sollten ernst genommen werden?
Renate Haidinger: Brustkrebs verursacht zunächst keine Probleme, denn er „tut nicht weh“. Es ist deshalb sehr wichtig, den eigenen Körper kennenzulernen und so frühzeitig auf eventuelle Veränderungen reagieren zu können. Zusätzlich sollten Frauen mindestens einmal im Jahr Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen wahrnehmen.
Hinweise können, müssen aber nicht sein:
• Eine ungewöhnliche Vergrößerung einer oder beider Brüste.
• Eine Veränderung der Form einer oder beider Brüste.
• Eine ungewöhnliche Rötung der Brust.
• Hauteinziehungen, auch beim Heben des Arms.
• Dellen, Vorwölbungen, Buckel oder Beulen auf der Brust.
• Gerötete und/oder eingezogene Brustwarzen, aus denen eventuell Flüssigkeit austritt.
• Blutiges Sekret aus einer oder beiden Brustwarzen.
• Ein schmerzloser, tastbarer Knoten in der Brust und/oder in der Achselhöhle.
• Hautveränderungen, die an dicke Orangenschalen erinnern oder ein geschwollener Oberarm.
All diese Anzeichen können Hinweise sein, bedeuten aber nicht zwangsläufig, dass jemand an Brustkrebs erkrankt ist – aber sie sollten als Anlass für eine ärztliche Untersuchung und Abklärung genommen werden.
Wie wichtig sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen?
Renate Haidinger: Sehr wichtig. Für Frauen werden die Vorsorgeuntersuchungen ab 30 Jahren von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Es handelt sich um eine Erkrankung, deren Häufigkeit mit zunehmendem Alter steigt, aber auch Frauen vor den Wechseljahren können erkranken. Je früher eine Brustkrebserkrankung entdeckt wird, desto geringer sind möglicherweise die notwendigen Eingriffe und desto größer die Heilungschancen.
Ab welchem Alter wird empfohlen, regelmäßig zur Mammographie zu gehen?
Renate Haidinger: Seit vielen Jahren gibt es das Mammographie Screening. Bisher wurde es im Alter von 50-69 Jahren angeboten, seit Juli dieses Jahres wurde es bis 75 Jahre erweitert. Zurzeit wird geprüft, ob das Screening Angebot auf Frauen ab dem Alter von 45 Jahren ausgedehnt werden sollte. Beim Screening werden gesunde Frauen alle zwei Jahre zur Mammographie eingeladen. Die durchführenden Screening Einheiten unterliegen hierbei einer sehr regelmäßigen und genauen Qualitätskontrolle, ebenso wie die Geräte. Außerdem werden die Bilder von zwei unabhängigen Ärzten begutachtet.
Wie finanziert sich Brustkrebs Deutschland e.V. und wie können andere unterstützen?
Renate Haidinger: Der Verein finanziert sich vollkommen über Spenden. Es gibt sowohl Privatspenden als auch Sammelspenden von Firmen und spezielle Verkaufsaktionen von Produkten, von denen wir einen prozentualen Anteil erhalten. Wir nehmen keine Spenden von Pharmafirmen an. Nicht, weil wir denken, dass sie uns beeinflussen wollen, sondern weil wir gar nicht erst den Eindruck erwecken möchten, dass dies passiert.
Wer helfen möchte, kann gerne entweder direkt an den Verein spenden oder ein eigenes Spendenprojekt über unsere Website ins Leben rufen. Wir sind auch sehr dankbar für ehrenamtliche Hilfe. Gerne besprechen wir auch individuell, wie eine mögliche Unterstützung aussehen könnte. Interessierte können gerne einfach bei uns anrufen oder eine E-Mail an online@brustkrebsdeutschland.de senden.
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Aufklärungsangebote von Brustkrebs Deutschland e.V.
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Schlagwörter: FlyPink, Gesundheit