Eine Einheimische lässt uns ihre griechische Heimatinsel fühlen
Die 61-Jährige Mary Triantafyllopoulou lebt schon ihr ganzes Leben auf Kos. Sie trägt den Geschmack ihrer Heimat in die Welt: Am Fuße des Dikaios, dem höchsten Berg der Insel, liegt das Weingut ihrer Familie. Sie ist nicht nur dessen Leiterin, sondern auch noch Vizepräsidentin des regionalen Hotelverbands, Präsidentin der ägäischen Winzer, vierfache Mutter und zweifache Oma.
Kos fühlen
Der Gummigriff der Weinlese-Schere in meiner Hand – dieses Gefühl ist für mich Heimat pur. Zur Ernte im August stehen wir schon um fünf Uhr morgens auf den Hängen des Triantafyllopoulou-Weinguts zwischen Berg und Meer, beim kleinen Dorf Asfendiou. Alle packen mit an. Ein Gemeinschaftsgefühl liegt in der Luft. Nur das regelmäßige Ratschen der Scheren zerschneidet die Stille. Zusammen die Früchte unserer harten Arbeit zu ernten, die wir das ganze Jahr über geleistet haben, erfüllt mich mit einem unbeschreiblichen Stolz.
Kos sehen
Kos entdeckt man am besten vom Fahrrad aus: Unser höchster Berg erreicht nicht einmal 900 Meter und das Radwegnetzwerk ist gut ausgebaut. Stamoglou in Kos-Stadt bietet Leihräder an. Von dort radelt man in rund zehn Minuten zum Asklepieion, der Ruine eines der ersten Krankenhäuser der Welt, das um 400 v. Chr. entstand. Es ist benannt nach Asklepius, dem griechischen Gott der Heilkunde.
Der wohl bekannteste Arzt von Kos ist Hippokrates, nach dessen Ethikregeln sich Mediziner noch heute richten. Ich weiß zwar nicht, ob auch er einst die Sonnenuntergänge von den Bergdörfern Zia und Asfendiou aus bewundert hat – ich jedenfalls bin von dem Naturschauspiel dort jedes Mal aufs Neue fasziniert.
Kos hören
Im Frühling hört man, wie Kos erwacht. Die Einheimischen sind draußen, streichen die Hausfassaden an und wühlen in ihren Gärten. Alle bereiten sich auf die Saison vor. Wenn Touristen morgens mit der Sechs-Uhr-Fähre aus Rhodos ankommen, tönt das Nebelhorn, noch so ein typischer Klang von Kos.
Im Sommer wird es für uns, die vom Fremdenverkehr leben, oft hektisch. Dann folge ich meinem Spezialrezept zum Energietanken: Ich höre am Strand in Marmari den Wellen zu, während ich auf die Hügel der gegenüberliegenden Insel Pserimos schaue und einen starken griechischen Kaffee trinke.
Kos riechen
Schon vorm Betreten der Gianniotiko-Bäckerei weht einem der Duft des Steinofenbrots entgegen, das dort gebacken wird. Am liebsten würde ich gleich im Laden ein großes Stück aus dem Laib brechen. Aber ich liebe auch den Geruch der Olivenbäume, die auf unseren Weinhängen wachsen. Wenn wir das Brot mit unseren Oliven vor dem Essen servieren, verbinden sich diese beiden Düfte zu einer himmlischen Kombination.
Kos schmecken
Tomaten sind Früchte, also sollte man sie kandieren – so sehen wir das jedenfalls hier auf Kos. Unsere charakteristisch süßen Kirschtomaten schmecken mir kandiert am besten aus der Paradosi-Bäckerei.
Noch eine Tradition: aus den Zweigen, die wir von den Weinstöcken abschneiden, Feuer zu machen. Darüber rösten wir mit Reis gefülltes Lamm, manchmal die ganze Nacht durch, damit es schön zart wird. Die Perasma-Taverne bereitet das Gericht auf traditionelle Weise zu. Unser Malagousia-Wein, ein Sauvignon Blanc mit Noten aus Birne, Pfirsich, Aprikose und Grapefruit, mundet wunderbar dazu.
Lust bekommen?
Hier geht’s zu unseren Kos Flügen
Dieser Beitrag ist erstmalig im Holiday Magazin (Sommer 2019) erschienen